Camper4All News: Die Herausforderungen der Camper-Branche 2023
Engpässe treffen uns alle hart, doch niemanden so sehr wie die Reisemobilbranche, die auf jeder Ebene angegriffen wird. Wie die aktuelle Situation für die Camper und Caravan Branche 2022 aus Sicht des CIVD aussieht, haben wir hier für euch zusammengefasst.
Die aktuelle Benzinkrise und Lieferengpässe, sie sich über zahlreiche Regionen ausstrecken, treffen jeden hart, egal ob man als Trucker jeden Tag von Benzinpreisen abhängig ist, oder nur täglich zur Arbeit fährt. Die Auswirkungen sind überall zu spüren, von Lebensmitteln bis zu Neufahrzeugen. Auch die Camperbranche wurde hart getroffen, wenn auch nicht auf die Art, die man üblicherweise befürchtet. In einer Pressemeldung des Caravaning-Industrie-Verbandes (CIVD) wird dieser Problematik genauer beleuchtet. Wir informieren euch heute, was die Vertreter der Industrie zur aktuellen Situation zu sagen haben und wie die Zahlen aussehen.
Mangel an Angebot, nicht Nachfrage
Eins stellt der CIVD direkt von Anfang an klar: Die Nachfrage hat nicht nachgelassen. Mit 78.011 Freizeitfahrzeugen wurden im Zeitraum von Januar bis September diesen Jahres die drittmeisten Fahrzeuge in der gesamten Bundesgeschichte neu zugelassen, eine beeindruckende Zahl, besonders in Anbetracht der komplizierten Finanzlage, in der sich gerade viele Deutsche befinden. Somit ist das Ergebnis zwar 13,6 Prozent niedriger als das des vorigen Jahres, doch weitaus besser, als den Jahren vor Beginn der Pandemie. Die Caravan-Spalte macht davon 21.110 Einheiten aus, was hier einen Profitrückgang von 2,7 Prozent bedeutet, im größeren Kontext der Freizeitfahrzeuge also eine geringe Zahl, während Reisemobile im Ganzen mit 56.901 neu zugelassenen Fahrzeugen einen 17 Prozent Absturz verbuchen. Das ist etwas mehr, doch an Wohnmobilzulassungen mangelt es auch nicht viel dieses Jahr.
Was hier wichtig zu bemerken ist: Der Abfall zum Vorjahr ist nicht zwangsläufig ein Resultat davon, dass mit der Rückkehr in die Arbeitswelt seit dem letzten Jahr die Nachfrage nach einem mobilen Home Office nachlässt. Der Ball wurde durch die Pandemie ins Rollen gebracht, doch es gibt keine Anzeichen, dass er ins Stocken kommt. Hersteller bestätigen, dass die Aufträge noch immer reinkommen und dass der Trend durch die Pandemie zwar angefeuert wurde, sie aber nicht notwendig ist, um ihn aufrechtzuerhalten. Das Problem liegt also nicht in der Nachfrage, sondern im Angebot. Wenn überhaupt, wird die hohe Nachfrage für das Angebot zum Verhängnis.
Womit hat die Camper-Industrie 2023 zu kämpfen?
Während Automobilhersteller kein Problem damit haben, Abnehmer für ihre Fahrzeuge zu finden, gilt dasselbe nicht für die Produktion. Drei zentrale Probleme befallen aktuell die Camper-Industrie:
1. Lieferengpässe
Wie bereits zuvor erwähnt, leben wir aktuell alle in den Fängen von Lieferengpässen. Teilweise wegen verlangsamter Industrie, noch immer als Resultat der Covid-Pandemie, aber auch wegen der aktuellen Lage in Osteuropa sind Fahrzeugteile und Materialien in der ganzen Branche nicht ausreichend vorhanden. Auch ist es schwer, sich an die Lage anzupassen, da die Situation konstant im Wandel ist und sich die Verfügbarkeiten und Preise dieser Elemente fortlaufend verändern. Während das klingen mag, als wäre es unter diesen Gesichtspunkten vielleicht die beste Option, ein Basisfahrzeug selbst auszubauen, statt eins zu kaufen, gibt es auch hier Probleme.
2. Mangel an Basisfahrzeugen
Dieser Punkt hat dieselben Gründe wie der letzte, doch manifestiert er sich in anderer Form. Die Lieferengpässe betreffen nicht nur Camperbauer, sondern auch die Firmen, die die Fahrzeuge herstellen, welche als Camper-Basis dienen. Ohne das Basisfahrzeug kann auch mit perfekter Versorgung von Teilen und Material kein Reisemobil gebaut werden. Vor allem klassische Reisemobiltypen und Kastenwagen sind logischerweise schwer von diesem Problem betroffen. Nur kompakte Campervans sind immer noch verhältnismäßig gut verfügbar. Als Resultat waren viele Unternehmen dazu bewegt, enger denn je mit den Herstellern der Basisfahrzeuge zusammenzuarbeiten, was eine größere Markenvielfalt bedeutet.
3. Mangel an Fachkräften
Leider mangelt es Unternehmen aktuell nicht nur an Material, sondern auch an fähigen Fachkräften. Die Pandemie ist noch immer voll im Gange und Personenausfälle sind als logisches Resultat unvermeidbar. Dazu kommt, dass nicht genug frisches Blut in die Industrie nachfließt, ein Problem, das viele Industrien zurzeit betrifft, ebenfalls teilweise als Resultat der Pandemie, die auch die Ausbildungsbranche aus den Fugen geraten ließ. Der CIVD versucht diesem Problem jedoch mit einer neuen Fachrichtung entgegenzuwirken, genannt “Caravan- und Reisemobiltechnik”, die man für den Beruf Karosserie- und Fahrzeugbaumachaniker/in ab August 2023 wählen können soll.
Die nahe Zukunft der Branche
Also was steht an? Die Gesamtsituation, die all diese Herausforderungen hervorruft, scheint sich nicht dramatisch zu verändern. Das bedeutet aber auch nicht unbedingt, dass die Zukunft ausschließlich mit Pessimismus zu betrachten ist. Der CIVD scheint optimistisch. In den Worten des Geschäftsführers: "Dieses Jahr wird unsere Branche keine neuen Zulassungsrekorde aufstellen. Allerdings liegen wir bei den Reisemobilen noch deutlich über den Werten der Vor-Corona-Jahre und haben insgesamt das drittbeste Ergebnis aller Zeiten für den Zeitraum Januar bis September erzielt. Das ist angesichts der extrem schwierigen Rahmenbedingungen ein sehr solides Ergebnis und zeigt, wie gut die Caravaning-Branche auf die Krisen reagiert hat."
Ein ähnlich optimistischer Blickwinkel findet sich auch bei Herstellern und Zulieferern, die im kommenden Jahr auf eine Entspannung der Lieferengpässe hoffen, die der Kern des Problems sind. Sobald Basisfahrzeuge, Teile und Materialien wieder verfügbar sind, lassen sich Aufträge aufarbeiten. Und diese Aufträge scheinen in keiner Hinsicht zurückzugehen.