Wildcampen: Pro und Contra
Wir argumentieren für und gegen Wildcampen als Praxis.
Check-ins und Check-outs auf Campingplätzen kosten nicht nur Zeit, sie sind auch nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich. Ist man nur auf der Durchreise, kann man sich diese Zeit in vielen europäischen Ländern sparen, wenn man bereit ist, wild zu campen. Ankommen, schlafen – aufwachen, weiterfahren. Auch LKW-Fahrer werden schließlich nicht zu Campingplatzaufenthalten gezwungen.
Warum sollte ich wildcampen?
Moderne, autarke Reisemobile benötigen die Infrastruktur eines Campingplatzes schlichtweg nicht. Ver- und Entsorgung alle paar Tage ist ausreichend. Dusche und WC sind mit an Bord, Abwasser wird im Tank gesammelt, Strom ist per Batterie für einige Tage sichergestellt. Viele Camper sehen daher keinen Grund, täglich für Duschgelegenheiten, WC und Abwaschmöglichkeiten zu bezahlen, wenn man diese Services nicht nutzen möchte und ja selbst an Bord hat.
Je nach Jahreszeit/Region ist Wildcampen oft die einzige Option
Wer gerne in der Vor- oder Nachsaison, oder gar im Winter unterwegs ist, trifft oft nur verschlossene Campingplatzpforten an, besonders in Regionen, die sich nicht um die Nebensaisons aufbauen, wie beispielsweise Skiorte. Frei zu stehen ist oft die einzige Möglichkeit, wenn man nachts irgendwo mit dem Camper unterkommen möchte.
Wildcampen aus Entdeckergeist und Abenteuer
Doch pure Notwendigkeit ist nicht der einzige Grund, warum Wildcampen vielleicht mal einen Versuch wert wäre. Warum nur dort hinfahren, wo schon jeder war? Viele Wildcamper werden vom Entdeckergeist getrieben und wollen Abenteuer erleben. Abgesehen davon, dass sich Abenteuer und Campingplatz ein wenig widersprechen – In vielen spannenden und abgelegenen Reisegebieten gibt es schlichtweg keine offiziellen Möglichkeiten zu campen. Zu gering ist die Anzahl der Touristen, um Investitionen in Stellplätze zu rechtfertigen. Will man dennoch in diese Gebiete reisen, bleibt einem manchmal gar keine andere Wahl, als wild zu campen.
Gründe, die gegen das Wildcampen sprechen
Natürlich ist nicht alles so rosig, wie es auf den ersten Blick scheint. Neben der rechtlichen Situation von Wildcampen, die je nach Land und Region unterschiedlich ist, ist ein Campingplatz natürlich gemütlicher, bietet natürlich Optionen, die auch ein voll autarker Campervan nicht hat. Und da fangen die potenziellen Probleme auch nur an.
Wildcamping hat einen schlechten Ruf
Wer kennt sie nicht? Die Camper-Kollegen, die kostenlos an den schönsten Plätzen wochenlang verweilen, ausschließlich die von zu Hause mitgebrachten Spaghetti kochen, und nur den eigenen Müll im Urlaubsland hinterlassen. Da muss es einen nicht wundern, dass Wildcampen in vielen Regionen einen schlechten Ruf hat.
Hier ist der mündige Wildcamper selbst gefordert, eine sinnvolle Kompromisslösung aus Freiheit und Attraktivität für das Gastgeberland zu finden. Es schadet z.B. nicht, die lokale Gastronomie auszuprobieren sowie die Spaghetti zumindest im Laden vor Ort anstatt beim Lidl zu Hause zu kaufen. Wer in ein anderes Land reist, kann zumindest soweit möglich die lokale Wirtschaft unterstützen, auch ohne sich ruinieren zu müssen.
Ökologische Bedenken bzgl. Wildcampen
Tief in der Nacht, mit der Lampe und Spaten bewaffnet, heimlich die Toiletten-Kassette hinter die nächste Düne zu tragen und dort anschließend ein tiefes Loch zu graben, ist wenig unterhaltsam. Bekämpft man Gerüche mit chemischen Hilfsmitteln, so ist das Ganze auch ökologisch höchst bedenklich.
Deshalb ist Wildcampen für viele eher ein Zwischenstopp, etwas, das man für eine Nacht tut, bevor man am tatsächlichen Zielort ankommt. So kann man Abfälle korrekt auf einem Campingplatz entsorgen, sofern man sie bis dahin zwischenlagert. Die Rechtslage in den meisten Ländern unterstützt diese Herangehensweise: Eine Nacht in der Wildnis zu campen ist in Europa in den meisten Ländern legal.
Fazit
Es gibt viele, legitime Beweggründe fürs Wildcampen. Vernünftig betrieben schädigt man weder andere noch die Umwelt und kann sich auf ganz besondere Urlaubserlebnisse freuen. Genauso gibt es Gründe gegen das Freistehen, die von Gegnern gerne ins Feld geführt werden. Mit geeigneten Verhaltensregeln fürs Wildcampen können diese Argumente zu einem guten Teil entkräftet werden. Hier müssen wir Camper uns selbst an der Nase nehmen, um die schönste Art des Reisens auch in den nächsten Jahrzehnten genießen zu dürfen.
Einige simple Regeln erleichtern das Wildcampen ungemein und sorgen für größere Akzeptanz dieses Reisemodells. Was möglich ist und was nicht ist von Region zu Region unterschiedlich, und durch eine Wildcamping-Recherche weißt du bereits vorab, was du dir erlauben kannst.