Instagram und TikTok lassen #VanLife bei vielen Vanlife Influencern häufig wie ein traumhaftes Abenteuer aussehen. Und ja, es ist auch 90 % der Zeit traumhaft schön. Aber was ist mit den restlichen 10 %, über die fast niemand spricht?
Genau diese 10 % ziehen oft einen Rattenschwanz hinter sich her, der Flexibilität und Umplanung erfordert. Wir wollen in diesem Beitrag die Momente im Alltag des Van Lifes ansprechen, die in einer Liste von Vor- und Nachteilen am Van Life oft untergehen, denn der ganze Lebensstil und die Abenteuer, die du erleben kannst stehen, nicht im Verhältnis zu diesen Schattenseiten, die es nur wirklich selten auf TikTok, Instagram und co. zu sehen gibt. Die Bilder von sexy Menschen vor sexy Aussichtspunkten mit dem Hashtag #vanlife reichen aus, um jeden denken zu lassen: „Oh ja, ich werde meinen eigenen Van bauen und an epischen Orten aufwachen und aussehen wie eine sonnenverwöhnte Göttin und das Leben wird gut sein." Es wirkt wie ein Traum.
Aber was man auf diesen Bildern nicht sehen kann, ist, dass die sonnenverwöhnte Göttin möglicherweise keine funktionale Dusche hat und dass es sich beim Aussichtspunkt vielleicht auch nur um einen total überfüllten Parkplatz handelt, an dem man das Bett nur am Tag für ein Foto aufstellen kann, so wie im Beispiel von Katie und Ben.
Klar, der Lebensstil und die Flexibilität, die Van Life mit sich bringen, haben natürlich auch erstaunliche Vorteile und Vorzüge. Nicht grundlos haben wir schon oft in unseren Camperstorys über Menschen berichtet, die sich für das mobile Leben auf Zeit entschieden haben. Doch auch Dinge, die Spaß machen und die man mit Leidenschaft lebt, haben manchmal ihre Schattenseiten, über die viele nicht gerne sprechen. Doch auch diese wollen wir beleuchten, um euch einen ehrlichen Blick darauf zu erlauben, worauf ihr euch beim Camping einlasst!
Zunächst haben wir hier die ehrlichen und sympathischen Posts von @wir.überall (wir.überall Camperstory), unterwegs mit 2 kleinen Kindern und 2 Hunden. Die Familie hat sich für Vanlife mit Kindern entschieden und berichten offen über Themen wie Lebensmittelvergiftungen, Chaos und Unruhe mit Kindern. Auch wenn man eine Reiseapotheke fürs Wohnmobil eingepackt hat, kann man eben nicht auf alles vorbereitet sein.
1. Einen perfekten Parkplatz für die Nacht finden
Je nachdem, wo man mit dem Camper ist, kann die Suche nach dem perfekten Parkplatz eine echte Tortur sein. Wir haben uns eigentlich das Ziel gesetzt, immer spätestens um 15.00 Uhr einen passenden Stellplatz gefunden zu haben, doch was, wenn wir einmal länger im Stau stehen, oder der Stellplatz, an dem wir ankommen, nicht unseren Vorstellungen entspricht?
In einigen Kleinstädten in Europa verfolgte uns das Gefühl, man ist den ganzen Tag unterwegs, nur um einen sicheren, legalen Stellplatz für die Nacht zu finden. Wenn Du auf einer zweiwöchigen Reise bist, bei der du Plätze reserviert hast, wird es ganz anders aussehen, als wenn du langfristig im Van lebst oder einfach ohne konkreten Plan unterwegs bist.
2. Die nicht ganz so bilderbuchhaften Campingplätze
Während du mit dem Wohnwagen einen entsprechenden Wohnwagen-Stellplatz suchen musst, ist es mit dem Wohnmobil in Deutschland oft unkompliziert möglich, an der Straße zu parken, falls es nicht durch Schilder verboten ist, und 10 Stunden zu halten, bis die Fahrtauglichkeit wiederhergestellt ist, eine Praxis, die in Deutschland legales Wildcamping ist.
Allerdings ist das Aufwachen in einem Wohngebiet oder in einem Gewerbegebiet, in welchem ab 6 Uhr gearbeitet wird, alles andere als spaßig. Ein Gewerbegebiet ist wirklich nicht das, was man sich unter Van Life vorstellt. Sicher, es ist ein Ort zum Schlafen und ein Gewerbegebiet in Deutschland kann am Wochenende auch ruhig sein, unter der Woche hat man aber so ziemlich alles andere lieber.
3. Die Toilettensituation…
Auch hier findet man in den sozialen Medien viele Geschichten und Tipps. Während Hashtags wie #Scheisshaussonntag zeigen, wie die Szene auf die Toilette geht, haben wir uns dazu entschieden, die Campingtoilette immer dabei zu haben, doch überwiegend auf Sanitäreinrichtungen an Campingplätzen zurückzugreifen.
Und auch die sind oft nicht perfekt! Manchmal ist der Platz nicht wie beschrieben, oder die Toilette aus technischen Gründen gesperrt, weil sie beispielsweise defekt ist. Wer Kinder dabei hat, der weiß auch, dass es nicht jeder lange aushalten kann. Manchmal braucht man eben doch die eklige Raststättentoilette.
4. Füllen und leeren der Wassertanks
Bei dir Zuhause, in deinen eigenen vier Wänden, musst du nie darüber nachdenken, woher das Wasser kommt und wohin es fließt. All das wurde bereits beim Bau entsprechend berücksichtigt, und solange du regelmäßig deine Wasserrechnung zahlst, ändert sich daran auch nichts. Doch auf der Reise mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen musst du jeden Tropfen Wasser, den du verwendest, vorher in deinem Fahrzeug auffüllen.
Das Entleeren ist für mich persönlich eine der nervigsten Aufgaben, weil es einfach ewig dauert. Daher nutze ich, wenn es möglich ist, eigentlich immer die Duschen und Sanitäreinrichtungen am Campingplatz, beziehungsweise in Frei- bzw. Schwimmbädern, die auf der Route liegen. Die sind zwar auch nicht immer alle ein hygienischer Traum, aber bereiten auch deutlich weniger Kopfschmerzen.
Und in manchen Gegenden sind Entsorgungsstationen rar gesät. Es macht nie Spaß, mit einem vollen Tank voller grauem Wasser herumzufahren und zu versuchen, einen Platz zu finden, um es zu entleeren, bevor man das Waschbecken benutzen kann. Zwar sollte man es gar nicht erst so voll werden lassen, aber trotzdem lernen viele diese Lektion erst, wenn es eigentlich schon zu spät ist.
5. Wäsche waschen
Egal, wie du jetzt argumentierst, du musst dich unterwegs mit der Hygiene beim Camping und dem Waschen der Wäsche auseinandersetzen, und je nach deiner aktuellen Situation kann das viele Dinge bedeuten.
- Du kannst deine schmutzigen Kleidungsstücke einzeln von Hand waschen (Unterwäsche am besten jede Nacht waschen und zum Trocknen aufhängen)
- Du findest einen öffentlichen Waschsalon in einer Stadt
- Du besuchst einen Campingplatz und hältst dich dort auf, um mit den Kindern eine Routine zu haben, Wäsche zu machen, Wasser zu tanken, usw...
- Du kannst ab und an bei Airbnb eine Ferienwohnung buchen oder auch bei Freunden übernachten, und in der Zeit die Wäsche waschen.
6. Duschen in einem Van
Bleiben wir bei der Körperhygiene und dem Wasser. Auch Duschen im Van kann ungemütlich sein, bei den vielen Ideen für den Camperausbau sehen wir häufig Outdoorduschen, die außen am Van angebracht sind, oder sogar, dass einfach ein Duschvorhang oder eine Folie im Van aufgebaut wurde. Nebenbei: Achtung beim Selbstausbau! Wenn du hier leichtsinnig bist oder keine gute Belüftung hast, kann eine Dusche schnell zur Schimmelfalle werden.
Unser erster Van hatte keine Dusche, also mussten wir uns größtenteils darauf verlassen, auf Campingplätzen und bei Freunden auf dem Weg zu duschen. Ehrlich gesagt haben wir uns schnell daran gewöhnt und es war keine allzu große Sache. Aber wir hatten ein paar Situationen und Reiseabschnitte, in denen wir eine Weile ohne Dusche auskommen mussten.
7. Internet oder wenigstens Edge
Während in vielen Ländern in Europa überall ein ausgebautes Mobilfunknetz verfügbar ist, mit dem man je nach Vertrag auch das Internet nutzen kann, gibt es garantiert 100 Regionen allein im Großraum Stuttgart, in denen es einfach kein Netz gibt und du genauso von der Außenwelt abgeschlossen bist, wie in der sibirischen Einöde.
Wenn du von unterwegs arbeitest und dein Reisemobil auch als mobiles Büro auf Rädern nutzt, musst du im Blick behalten, wo du mit Netz rechnen kannst und wo du wahrscheinlich keinen Empfang bekommst. Die passende Technik, um schnelles Internet im Van nutzen zu können, ist natürlich auch unerlässlich.
8. Du kannst nicht gut vorkochen
Frisch kochen und dann über mehrere Tage vom Essen zu zehren, ist im Camper auch nicht einfach. Zu Hause kochen wir häufig Suppen, oder auch Bolognese, die wir dann über mehrere Tage oder auch eingefroren zu Nudeln, Kartoffeln, oder Chili con Carne abwandeln. Auch sind wir es gewohnt, Salate, Joghurt oder auch frische Milch zu konsumieren. Klar in den sozialen Medien sehen wir häufig auch Campingküchen mit den tollsten Optionen und Features, doch egal, wie du es drehst und wendest, du wirst räumlich immer sehr eingeschränkt sein, was sich auch auf das Kühlen und den Platz im Wohnmobil Kühlschrank auswirkt.
Dennoch kann vorkochen funktionieren! Ich habe zum Beispiel einen Bekannten, der sich regelmäßig 5 Liter veganes Chili con Carne kocht und das dann über mehrere Tage hinweg isst.
9. Mangel an persönlichem Freiraum
Bist du mit deinem Camper alleine unterwegs, hast du vielleicht das gegenteilige Problem, doch mehrere Wochen mit Partner, Kindern und Hund auf so engem Raum können ein erhebliches Konfliktpotential bieten. Meine Empfehlung: Wenn du mit jemandem auf Camper-Tour gehst, fang nicht mit einem wochenlangen romantischen Campingurlaub zu zweit an, sondern lernt euch erst einmal kennen und fahrt nicht so weit weg.
Ich erinnere mich, dass jemand neulich in einer der beliebten Vanlife-Facebook-Gruppen gepostet hat, dass er geplant hatte, mit seiner Freundin einen einmonatigen Campervan-Trip zu machen, sich aber kürzlich getrennt hatte und nun nach einem neuen Partner suchte, der mitkommen könnte. Das ist so ziemlich die schlechteste Idee, die ich je gehört habe!
Mit zwei Personen im Van kann man sich im Fall der Fälle noch arrangieren und Lösungen finden, doch was ist, wenn man wirklich zu dritt oder zu viert unterwegs ist? Sich nie auch nur für kurze Zeit aus dem Weg gehen zu können, kann viel ausmachen…
12. Es kann schnell chaotisch werden
Mit zwei Kindern geht es uns schon regelmäßig zu Hause wild zu. Jeder lässt etwas liegen und ganz schnell hat man unterschiedliche Stapel, die es zu sortieren gilt. Während das daheim nervt, ist es im Camper schnell eine Katastrophe. Auf 8qm ist jede neue Ablagefläche verschwendeter Stauraum im Wohnmobil. Darum ist es wichtig, so gut wie möglich Ordnung zu halten.
13. Pakete empfangen
Klar, es ist durchaus möglich, dass du dir auch im VanLife Dinge liefern lassen kannst. In vielen Teilen Europas gibt es bereits Packstationen oder Amazon Locker, die genau für diesen Zweck gedacht sind! Du musst jedoch rechtzeitig da sein und die Pakete dann auch abholen. Das heißt aber auch nicht, dass sich deine Einkaufgewohnheiten nicht verändern müssen. Du kannst nicht immer und überall alles haben. Damit wirst du zu leben lernen müssen!
14. Wenn deinem Van etwas passiert, passiert es deinem Zuhause
Wenn etwas in deinem Wohnmobil schiefgeht und du es in eine Werkstatt bringen musst, oder es sogar abgeschleppt werden muss, dann ist das für einen wahren Vanlifer dein Zuhause, das da abgeschleppt wird. Im Ausland kann das noch viel schlimmer werden, von unerwarteten Kosten, bis hin zu schwerwiegenden Änderungen deiner Reisepläne.
Camper4all-Tipp:
Achte bei der Auswahl deiner Wohnmobilversicherung darauf, dass in solchen Fällen auch im Ausland ein Versicherungsschutz besteht und Kosten für Hotel- oder AirBnB-Aufenthalte erstattet werden. Im besten Fall wird der Verlust des Wohnmobils so nur zu einem unerwarteten Kurzurlaub, in dem du dir nicht immer Gedanken machen musst, wo du einen geeigneten Stellplatz für die Nacht findest.
15. Extreme Temperaturen
Heiße oder kalte Tage – oder im Grunde jede Art von extremem Wetter – können in einem Van etwas rauer sein als in einem typischen Haus. Wenn du deinen Campervan richtig isolierst, sollte er so oder so angenehm bleiben, auch gibt es ein paar Tipps, wie du bei extremer Hitze dein Wohnmobil kühlen kannst.
Aber was, wenn es mehrere Tage regnet und der Strom in deiner Camping Powerstation zu Ende geht? Du kannst nicht Solar deinen Camper nachladen oder mit der Außenküche kochen und über Zeit wird es echt kühl. Hier kann es manchmal, trotz allem, die beste Lösung sein, für einige Tage ein Hotel oder AirBnB zu suchen. Besser das, als bei üblem Wetter im Camper zu leiden.
Unser Fazit
Wenn wir ehrlich sind, stört uns keines der Dinge auf dieser Liste so sehr, dass sie uns vom Reisen mit dem Wohnmobil abhalten. Es sind faire Kompromisse, die man ständig im Leben eingehen muss. So ist auch ein großes Haus teuer im Unterhalt und aufwändiger zu reinigen und zu warten, als ein kleines, aber doch würden sich viele von uns dafür entscheiden. Es ist also keine Überraschung, dass es auch im Van Life diese manchmal frustrierenden Schattenseiten gibt, über die keiner gerne spricht.
Wenn man wirklich darüber nachdenkt, bringt alles Gute auch Schlechtes mit sich. Wir haben im Laufe der Zeit sowohl selbst als auch in den sozialen Medien viele "Camping Hacks" gefunden, die den Alltag entsprechend erträglicher machen. Nur weil es manchmal schwierig wird, heißt das also nicht, dass man es gar nicht erst versuchen sollte!